…muss ich den Töff anstossen. Seit bald zwei Wochen haben wir ein Wasserreservoir von gefüllten Petflaschen und Yoghurtgläsern in der Küche. Wasserknappheit. Erst jetzt dämmert uns wie prekär die Wasserversorgung hier vielerorts auf dem Lande ist. Auf der politischen Agenda und in den Medien ist es kein Thema, es betrifft ja nur die Landregionen. Im Winter brachte eine alteingesessene Tifliser Politikerin die allgemeine Einstellung zur Landbevölkerung auf den Punkt: Dass die Verwandten von Bidzina Ivanishvili, dem Miliardär, dessen Haus wie ein Grosslaboratorium oberhalb Tiflis thront, immer noch in der ärmlichen Gegend rund um Sachkhere, Westgeorgien, wohnten, war für sie klares Indiz für die intellektuelle Beschränktheit der Familie. Sie erntete zwar einen Shitstorm, dass sie diese Aussage jedoch in aller Ruhe vor laufender Kamera machte, spricht Bände.
Wenn ich jetzt, bevor ich in der Küche – vielleicht – fliessendes Wasser bekomme, nach draussen laufe, zehn Meter im Garten auf dem erdigen Wägli der Mauer entlang gehe, von oben sorgfältig den Bretterverschlag öffne, der unseren Wasserzulauf in sich birgt; das rote Kunststoffrad aufdrehe, den zischenden und glucksenden Spritzern ausweiche, bis sie sich in ein gleichmässiges Fliessen verwandeln- die zehn Meter zurück gehe zum Brunnen und dort als Anfang mal den Wasserhahn öffne – dann melden sich in mir Bilder aus der Zeit als ich 16 war: Ich mit dem vom Bruder geliehenen Töffli zu meinem ersten Freund fuhr. Einen knappen, selbstgenähten! Minijupe anhatte. Damit ich den Töff starten konnte, in einem subtilen Balanceakt von Lenkstangehalten und mit den quasi aneinandergeschweissten Beinen einseitig das Pedal runtertreten musste. Der Clou des Abends war für die Familie meines Freundes, mir zuzuschauen, wie ich das Spektakel bei ihnen wiederholte um nach Hause zu fahren. Der Abschluss ging nämlich so, dass ich in meinem Nixenzustand auf das laufende Töffli aufspringen musste: Das Gas fein dosieren, leicht anfahren und hopp! – auf den Sitz gesprungen. Und so fühl ich mich nun also wenn ich versuche, bei uns das Wasser ins Haus zu bringen.
Noch ein Wort zu unserer 12-tägigen Tour mit Gästen aus der Schweiz, einer Zusammenarbeit mit Globotrek. Ei, war das schön. Wenn Georgien, dann jetzt! Hab genug Platz und Zeit um die Natur, die Stadt, und touristische Hotspots in Ruhe zu geniessen. Wir waren eine Truppe von 51 bis 84 Jahren. Einfach die Seele baumeln lassen; und voller Erlebnisse und neuer Kraft in die gewohnte Welt zurückkehren.