Westgeorgien 5

(Khatia Buniatishvili, international renommierte Pianistin aus Georgien)

„Liebst Du mich nicht? Magst Du mich nicht?
Ersetze Deine Plage durch mich
Ich kann ohne Dich nicht bestehen, komm zu mir, mach mich glücklich mit Deiner Pest
Ohne Gebäude verwandle ich mich in eine Hölle
Liebst Du mich nicht? Magst Du mich nicht?
Komm zur Rose Deines Herzens, Deiner Plage.“

So die Worte des mingrelischen Volkslieds „Vagiorqo Ma“. Die Küstenregion Mingrelien, auf Georgisch Samegrelo, erlebte mit der postsowjetischen Unabhängigkeit des Landes im 1991 ein Hoch, als Georgien den Mingrelen Zviad Gamsakhurdia zu seinem ersten Präsidenten wählte. Nach einem halben Jahr wurde dieser jedoch gestürzt, und die Region, die sich mit vielen Kämpfern in Tiflis für Gamsakhurdia eingesetzt hatte, kam unter Druck. Im 1993 missglückte der Versuch, die Macht nochmals an sich zu reissen, und Gamsakhurdia verschanzte sich in Mingrelien. 1994 wurde er dort unter dubiosen Umständen tot aufgefunden. In den Folgejahren war die Region unzugänglich, erst 2004 wurde sie vom staatlichen Militär entwaffnet und fand seither wieder ihren Weg in die georgische Gemeinschaft.

Es scheint mir, dass keine Interpretation des Liedes „Vagiorqo Ma“ (Ich habe es getan) die Verstrickung von Verletzlichkeit, Stärke, Gewalt und Leiden so gut einfängt wie der Tifliser Männerchor der Dreifaltigkeits-Kathedrale. Die Sänger tragen das historische Kostüm Georgischer Edelmänner und nach alter Sitte steckt im Gürtel das Schwert.