Weihnachten ist weit

Pfarrer der Georgisch Orthodoxen Kirche

In den georgischen Medien dreht sich das Rad der Skandale unaufhörlich. Ohne dass etwas gelöst würde, ohne dass über weitere Entwicklungen berichtet würde. Schlag auf Schlag lösen sich die Skandale von Politik und Gesellschaft ab – neuerdings ist auch die Kirche mit von der Partie.

Als König Tamar Ende 12. Jh. als junge Frau (die männliche Bezeichnung „König“ ist den Georgier*innen in diesem Falle wichtig, sie soll verdeutlichen, dass Tamar die Landesverantwortung hatte) die Regierung Georgiens übernahm, kämmte sie als eine ihrer ersten Amtshandlungen die Reihen der Kirchenvertreter rigoros durch. Kirchenvertreter gehörten zu ihrem engsten Beraterkreis, sie brauchte gute Leute. Dass die Georgisch Orthodoxe Kirche in letzter Zeit selber schmutzige Wäsche wäscht, ist für mich Zeichen dafür, dass viel Personal an die frische Luft geschickt werden müsste. Auch auf Reisen, das würde den Horizont weiten.

Osternacht in Tiflis, 2019

Als Anfang November in Tiflis der Film „And Then We Danced“ (siehe mein Beitrag vom 11.6.19) ins Kino kam, war es für mich kaum zum Hinören und -sehen. Die Kinogänger*innen mussten von der Polizei gegen Demonstrierende geschützt werden. Hier ein Artikel dazu in der New York Times, vom 6.12.19.

Auf den Filmskandal kamen schlags die Behauptungen eines georgischen Bischofs, der die Kirche der Pädophilie und Homosexualität beschuldigte. Auch das georgische Kirchenoberhaupt, Patriarch Ilia der Zweite, bekam das Bild der Homosexualität aufgedrückt, das war die Krönung. Gefolgt von einem Skandal aus dem politischen Umfeld – und der nächste Skandal ist schon auf dem Absprung. Und nichts wird gelöst, nichts geklärt. Wenn alles und alle miteinander verklüngelt sind.

Knabe zündet Kerzen der Hoffnung an. Ostern in Tbilisi

Fotos von Rene Pfluger, siehe weitere Arbeiten von ihm im Beitrag vom 23.5.19.