Die unendliche Zeit abmessen, sie in einen Kanon setzen, Übersicht und Kontrolle, schon haben wir das Jahr, wie es der Mensch geschaffen hat. “Ein gutes neues Jahr!” Alles was nicht Mensch ist, lacht sich krumm. Das zweibeinige Wesen, mit Ohren, Augen und Nase, die kaum was taugen, sehr geschickten Händen und einem Hirn, das Sekunden erfunden hat, Hundertstelsekunden, Jahre, Wochentage und vieles mehr. Wolken, Wind und die Sonne entziehen sich ihm. Das macht nervös. Das pelzlose Geschöpf stellt Hochrechnungen an, denkt voraus und macht sich Sorgen. Die Sache in den Griff bekommen, es zum Guten steuern, rauf und runter rasendes Hirn. Auf unsere Zählreime hingegen ist Verlass. Montag bis Sonntag, von Christi Geburt rückwärts und vorwärts, ab Mittag dauert es zwölf Stunden bis zum nächsten Tag. Und wieder konnten wir ein Jahr deckeln. Etikettieren, es steht im Regal.
“Das Alter als erlösende Zeitlosigkeit”, meinte Alfred Hoffmann, Erfinder von LSD. Wie recht er hat. Mir drehen unsere Abzählreime zu schnell. Es passt nicht mehr, Jahresende, Jahresanfang. Weder ein Ende noch einen Anfang kann ich ausmachen, ein Ritual prallt aufs nächste. Eine halbwilde Katze schaut mir zu, wie ich auf meinen Fuss noch einen Fuss schnüre. Kratzt ihr Kinn am Stuhlbein. Entzieht sich meinen streichelnden Fingern.
