Wie sagt Wacho? -In der Pampa.

Die hinterste Gebirgskette auf dem Bild jene des Grossen Kaukasus. 50 km östlich von unserem Standpunkt Tiflis. Unterhalb der Kapelle unser Dorf. Sato, eine Jagdterrier Welpe gehört neu zu uns. Und ein Haus. Für mich ist es wie ankommen, obwohl ich mir das mein ganzes Leben nie wünschte. Ein eigenes Haus – und dann kam 2020 und im Herbst wurde es dringlich. Der pure Zufall oder auch mehr hat mich in diese offene Landschaft geführt und uns ein Haus beschert, wie es hier in Georgien nur selten zu finden ist: Keine Villa mit Pool, davon kann man oder frau sich rund um Tiflis unzählige kaufen, sondern ein Mittelstandshäuschen, sorgfältig gemacht und grad zum Einziehen. Gaszentralheizung und Cheminée, wenn ich vom Garten aufs Haus schaue mit den zwei Autos (das Tourenauto und ein kleiner Opel, den uns zwei Schweizer Road Rowdys mal gebracht haben), denk ich in einem Film zu sein der nicht der meine ist und doch ist es genau meiner. Ich bin angekommen. Heute Nacht schneit es, wir sind auf rund 750 m.

Garikula heisst das Dorf und was mir hier am meisten auffällt sind die vielen Hunde. Von jeder Couleur. Der mit dem krummen linken Vorderbein und den treuen Augen, jener mit der überdimensionierten Pfote und der beige Labrador des Nachbars gleich gegenüber, der dauernd von Mura, unserem selbsternannten Hauswächter, auf die Schnauze kriegt. Schauen wir, wie sich Sato in diesem Umfeld zurechtfindet.

Am 30. Dez. kamen wir an und heute leerte ich die letzten Kisten. Glück gehabt, der vorherige Besitzer hinterliess uns fast alle seiner fast neuen Möbel inkl. Waschmaschine und Kühlschrank. Das heisst, ich habe in Georgien noch kaum je ein Möbel kaufen müssen. Wacho hatte beim Zügeln das Gefühl meine Pflanzen würden am meisten Platz beanspruchen und vielleicht hatte er recht. Meine treuen Wegbegleiter. Und endlich hat es auch draussen davon so weit das Auge reicht. Ansonsten schauen wir nel nela/langsam, wie sich hier unser Leben entwickelt. Wacho taucht wöchentlich für einen Tag und eine Nacht zurück in die Stadt, es ist klar, seine Idee war das nicht. Und doch ist er da und das bedeutet viel. Je t’aime.

მადლობა დიდი!

Das Truso-Hochtal auf 2100 m fasziniert mit seiner archaischen Atmosphäre
Truso Hochtal, Grosser Kaukasus, Mai 2019

Es ist Zeit, Danke zu sagen. Unseren Gästen, die diese Saison so zahlreich kamen. Die uns vertrauten. Die mit uns, Georgien WB Tours, Georgien bereisten. In der dritten Saison ausgebuchte Touren zu haben, ist ein tolles Erlebnis.
Für Wacho und mich waren es bewegte Monate: Er hatte Anfang Mai eine sehr heikle Krebsoperation (sie verlief erfolgreich) und konnte fast die ganze Saison nicht mit dabei sein – während ich ins kalte Wasser sprang und die Touren alleine leitete, mit toller Unterstützung unserer zwei Fahrer.

Die Erfahrung von Freundschaft und Verbundenheit sind für mich die schönsten Elemente auf unseren Reisen. Zusammen – in aller Verschiedenheit – neues Terrain entdecken, das fägt. Wie viel haben wir gelacht und genossen. Vertrauensvolle Gespräche geführt. All das nehme ich mit in die Wintermonate. Madloba didi.

In den Sommermonaten sind im Grossen Kaukasus viele Schafherden anzutreffen
Truso Hochtal, Juli 2019
Die Archaik dieses Hochtals nach zur russischen Grenze ist sehr berührend
Truso Hochtal, Sept 2019 (Foto von Reto Pauli)

Herbst

Jetzt, erst jetzt, kommt zu uns das kühle Wetter. Im November hatten wir nochmals während zehn Tagen 20°C – die ich im Bett verbrachte. Wir waren auf Reko in Ostgeorgien für eine geplante Weintour, und ich kam mit einer Lungenentzündung zurück. Für Wacho und seine Familie bin ich punkto Krankheit nicht von dieser Welt. Ich war in meinem Schweizerleben dermassen wenig krank, dass ich damit einfach keine Erfahrung habe. Ich konnte nicht spüren, dass ich Lungenentzündung habe. Eine Erkältung und das geht vorbei, dachte ich. Für die Chvitschias bin ich dickköpfig. Wie kann man nicht zum Arzt gehen?! Sagten sie. Nun, dieses Jahr hab ich bereits meine zweite Antibiotikakur hinter mir. Und die Chvitschias hatten 2x recht.

Dabei wollte ich für Dich doch eine schöne Reportage über das Alasani-Wein-Tal machen. Hier eine Version, die meinem Gesundheitszustand gerecht wird, ok?

Telavi ist Zentrum des Weingebietes Alasanital in Ostgeorgien
Telavi, Hauptstadt Ostgeorgiens, im Hintergrund das Gebirge des Grossen Kaukasus
Frauen treffen sich beim Markt und tauschen sich aus
Trauben (die berühmte Sorte Rkaziteli), Nüsse und Käse werden feil geboten
Früchte und Gemüse in der warmen Herbstsonne
Markt in Telavi, und ja, ich lebe noch
Brigitte Renz auf dem Markt in Telavi
Baumpilze werden in Georgien gerne gegessen
„Baumforellen“ werden diese Pilze genannt, sie sind in der georgischen Küche sehr beliebt