Fotografie

Tbilisi City

Im vergangenen April war Fotograf Rene Pfluger für einige Tage in Tiflis und Umgebung. Ich hatte das Vergnügen, ihn während drei Tagen zu begleiten, war ihm Türöffnerin zu Menschen und dem Land. Hier ein Ausschnitt von seiner Arbeit, geniesse. Und ja, Du merkst, wir befinden uns nicht mehr im Stadtzentrum – grade mal eine halbe Stunde davon entfernt!

Dies nur ein kleiner Apetizer, leider, später mehr davon. Mai/Juni heisst für uns Hochsaison, wir gehen ganz in unseren Touren auf. Es ist schön zu merken, dass Mitteleuropa immer mehr die Nase gen Kaukasus streckt. Dass die Düfte, die hier wirbeln, langsam bis zu Euch dringen. Die Frankfurter Buchmesse ist daran nicht unschuldig, davon bin ich überzeugt. Denn neben den Bildern schafft es nach wie vor auch die Sprache uns zu berühren und zu verführen. Nino Haratishvili z.B. hat mit ihrem Buch „Das achte Leben“ für ihr Land bestimmt bereits mehr geleistet als alle georgischen Botschafter in der Welt zusammen. Darauf brauchts doch grad nochmal ein Bild:

Die obigen Fotos sind aus der Umgebung des Dorfs Patara Lilo, beim Meer von Tiflis. Herzlichen Dank, Rene Pfluger, dass Du uns in deine Arbeit schauen lässt!

in Beziehung sein

Miteinander erleben, lernen, geniessen

2. Mai, Kakhetien, Ostgeorgien. In Beziehung sein! Miteinander entdecken und teilen. Die Interessen der Geschwister Yanika und Loris aus Zürich ermöglichten mir eine Tour zusammenzustellen, die ich selber schon lange machen wollte. Die Temi Community besuchen und ihren Wein stolz neben den vom alten Weinfuchs Hilarius Pütz stellen. Die Tränen des Fasans von John Wurdeman – oder besser seinen Wein? – würdevoll kosten und dann mutig den Hügel von Sighnaghi auf der anderen Seite runter fahren und, nach ein paar lauten Worten des Fahrers, Kopfschütteln und Lachen, das Gartentor von Lamara Bezhashvili finden.

Was auch immer in ihrem Garten (vor allem) wild wächst, sie weiss, ob und wie man es sich nutzbar machen kann. Auf der Fahrt zu ihr wünschte sich Loris, „die Kräuterhexe“ möge uns das Geheimnis ewiger Jugend verraten. Ich weiss nicht, ob jemand von uns daran glaubte, aber als wir gegen Ende unseres Besuchs in Lamaras Vorzimmer standen und sie uns den Kreislauf vom Werden und Vergehen ihrer Seidenraupen erklärte, fühlte ich mich plötzlich genau dort: Umgeben von Zusammenhängen der Natur, dem Vermögen der Natur, das uns zu Füssen liegt und von dem wir oft nur einen Bruchteil wissen

Der Körper des Seidenfalters sieht aus wie ein Kokon
Falter vom Kokon einer Seidenraupe aus Lamaras Zucht
Seidenfaden ist sehr stark und hat antiseptische Wirkung
Lamara spinnt aus den in heisser Seifenlauge gewaschenen Kokons Faden, der nicht zu zerreissen ist

Alle bekamen wir ein Seidenkokon geschenkt, mit dem Auftrag, es zu Hause in heissem Wasser zu tränken und anschliessend das Gesicht damit zu reinigen. Wenn man das Kokon hinterher mit Seife wasche, sei es 100 Mal zu gebrauchen. In meinem bald 50-jährigen Leben hab ich schon so einige Crèmli ausprobiert. Ich muss sagen, dieses Kokon energetisiert die Haut extrem und reinigt effizient – kurz: Ich hab jetzt es Siidehütli!

Junge Seidenraupen fressen Maulbeerblätter
Mit den Blättern, die jetzt im Mai ganz frisch am Maulbeerbaum treiben, kommen die Seidenraupen ins Leben

P.S. Tiflis war ab den 70/80ern des 19. Jh. Zentrum der Seidenproduktion und -verarbeitung für ganz Russland und den Kaukasus. Heute ist davon, mal abgesehen von Lamaras Zucht, noch ein Museum übrig. Sehr authentisch, im Hauptgebäude von 1892, das Zentrum bestand damals aus einem Komplex von 25 Bauten. Die Dielen knarren, die Farben der alten Stoffe glänzen. Quartier Didube.

*Alle Fotos dieses Beitrags sind von Yanika und Loris. Didi madloba!

Iberische Schwertlilie

Mein kauziger Gras- und Felshang in Saburtalo birgt unermessliche Schätze. Die Iberische Schwertlilie oder -Iris ist sehr selten geworden, auf dem ihr heimischen, transkaukasischen Gebiet wurde sie in letzter Zeit nur noch in Georgien und Aserbaidschan gesichtet, in Armenien scheint sie ausgestorben zu sein. Iberisch = spanisch? Im Kaukasus meint man mit Iberien das antike georgische Königreich (6. Jh. v. Chr. – 9. Jh), welches Südwest-, Zentral- und Ostgeorgien umfasste.

An einem Hügel der Stadt Tiflis finden sich sehr seltene Blumen

Die Iberische Iris ist ein Rhizomgewächs. Letztes Jahr standen sich mehrere davon blühend in einem grossen Kreis gegenüber, magisch. Es war ganz am Schluss ihrer Blütezeit, ich entdeckte sie erst im Mai. Die aktuellen Bilder stammen von der ersten Aprilhälfte, ich bin gespannt, was sich in meinem Hügel noch tut. Im Moment aber gar nichts, denn wir haben seit 5 Tagen eine Kältewelle mit Regen, untypisch für den hiesigen April. Und in den Bergen türmt sich der Schnee!

Nun, die Wichte scheinen sich den Buckel voll zu lachen. Man schaut sie sich übrigens besser nur an, denn sowohl ihre Blüten als auch die Wurzeln sind giftig

Die Iberische Iris mag es eher trocken, wobei sie auch Minustemperaturen übersteht

Savoir-vivre im Sibirien Georgiens

In den Wintermonaten kann es hier sehr kalt werden. Darum wird diese Gegend auch das Sibirien von Georgien genannt

Giorgi und Kote, letzteres ist die Abkürzung von Konstantin, waren letzte Woche für Georgien WB Tours auf Reko im Südwesten Georgiens. Unsere zwei Driver-Guides haben für unsere Touren wichtige Bekanntschaften gemacht und das Naturschutzgebiet Samtskhe-Javakheti vertieft kennengelernt. Für die meisten Georgier ist dieses Gebiet unbekannt. Unpopulär, weil es vor allem von Armeniern bewohnt ist, die sich, so nah an der Grenze zu Armenien, überwiegend mit Armenien verbunden fühlen. Immer mal wieder reklamieren Stimmen aus diesem Gebiet Samtskhe-Javakheti für Armenien – und damit macht man sich in Georgien natürlich keine Freunde.
Als Fremde nehme ich mir heraus über diese Dissonanzen hinweg zu schauen und die Landschaft zu sehen.

Der  Bugdashnisee auf 2000 m ist zugefroren, es ist Mitte April.
Dorf in Samtskhe-Javakheti

Achtung, Schnitt!

Truffes und Schokolade im Shop des Frauenklosters
Die Nonnen haben in Frankreich gelernt, wie man Schimmelkäse macht

Draussen noch dieselbe Umgebung, aber drinnen, im Laden der georgisch-orthodoxen Nonnen in Poka, ist eine andere Welt. 1992 wurde das Frauenkloster gegründet und seitdem suchen die Nonnen nach Mitteln und Wegen, um erstens sich selber durchzubringen, und zweitens, um ihrem Schaffens- und Gestaltungsdrang Raum zu geben. Im Sibirien Georgiens verkaufen sie selbstgemachte Truffes und Schokolade, Schimmelkäse nach französischer Machart, Liköre und vieles mehr. Und in allem schwingt der Sinn fürs Schöne mit, ein Savoir-vivre!

Kunst im Vorgarten des Frauenklosters in Poka, Südwestgeorgien
In Ninotsminda fährt man Seitenwagen
Ninotsminda, die nächst grössere Ortschaft nach Poka: Here we go!

Tbilisi wächst

Der Kirschpflaumenbaum ist im Kaukasus heimisch

Durch die Blüten des wilden Kirschpflaumenstrauchs kann man das Hochplateau des Lissisees erahnen. 15 Gehminuten von unserer Wohnung entfernt besuche ich gerne dieses sich selbst überlassene Hügelgelände. Ein bisschen höher bricht der Fels durch und schaut man zurück, sieht es so aus: Weitsicht auf die Quartiere Saburtalo und weiter hinten, Vake

Blick auf die Hauptstadt Georgiens

Der Lissisee mit seinen geschützten Schilfzonen ist seit jeher ein beliebtes Naherholungsgebiet der Tifliser*innen

Der Lisisee hat eine schöne Schilf-Zone
Kind auf der Baumschaukel, Lissisee

Im nahen Umfeld des Sees hat sich in den letzten Jahrzenten ein kleines Quartier selbst erfunden

Quartier von Tiflis mit Naturstrasse
Zwei Wolgas rosten vor sich hin

Doch mittlerweile hat auch das grosse Portemonnaie gemerkt, dass dort oben eine tolle Lage ist. So entstehen neben der Lisilake-Überbauung auch immer mehr Einfamilienhäuser. Wie viel Stadtplanung diesen Prozess führt und wie viel sich kurzerhand selbst hervorbringt, ist wie so oft, nicht klar. Sichtbar ist, dass gebaut wird und ganz verschiedene Welten aufeinander treffen. Mögen die kleinen Piraten standhaft bleiben und noch lange ihr Territorium behalten!

Ohne Strom und fliessend Wasser wohnen hier schon lange Menschen. Wie lange es wohl dauert, bis sie verdrängt werden?
Bau-Boom auf dem Hochplateau rund um den Lissisee
Die Lisilake Überbauung oberhalb Saburtalo
Lisilake Überbauung
Schöne Neubauten entstehen oberhalb Tbilisi
Lisilake Überbauung

Panoramaweg Tiflis

Panoramasicht auf Tiflis, Georgien
Sibirischer Blaustern oberhalb Tbilisi

Ob ein Sibirischer Blaustern oder Vorfrühlings-Alpenveilchen (die sind hier heimisch!), auf dem Höhenweg oberhalb Tiflis gibt es viel zu entdecken. Im Winter ist es ein regelrechter Panoramaweg

Er schlängelt sich oberhalb der zwei Stadtquartiere Vake und Mtazminda (Heiliger Berg). Vom Mtazminda kann man mit einem modernen Funiculaire dann runter in die Stadt fahren. Anfang 20. Jhd wollte man das Hochplateau vom Heiligen Berg in die Stadtentwicklung integrieren und dort ein zusätzliches Wohnquartier erschliessen. Die erste Zahnradbahn wurde 1915 eröffnet, Belgien war für den Bau ein wichtiger Investor. Wohnhäuser wurden auf dem Plateau jedoch nie gebaut, heute befindet sich dort ein Freizeitpark. Dort wo uns der Höhenweg hinbringt, wiegen sich Libanon Zedern und Pinien majestätisch im Wind

Weiter unten, Vake zu, besticht die reine Nacktheit, zumal im Winter

Nachtigallenwald oberhalb der Hauptstadt von Georgien

Wie vieles in Georgien, ist auch dieser Höhenweg nicht ganz einfach zu finden. Dieses Land ist für Eingeweihte und solche, die losgehen, um sich überraschen zu lassen. Ich lade Dich jedoch ein mit mir diesen schönen Spaziergang zu machen, solltest du mal in Tiflis sein. Melde Dich.

Es gibt Dinge, für die gibts keinen Titel

„Ich spüre wie die Zeit über mein Gesicht streicht“ sage ich zu Wacho. „Welche Zeit?“ fragt er. „Die aus dem georgischen Sprichwort: Nicht die Könige regieren, sondern die Zeit“.
Mein Vater ist verstorben.
Wie das die Sichtweise verändert. Alles verändert.
Was einst Mensch war wird reiner Geist und Liebe.
Kraft und Licht.
Etwas Neues hat sich mir offenbart. Seit letztem Herbst konnte ich nicht mehr gut schlafen, lag wach und hatte oft Schwindelgefühle. Hatte irgendwie Angst vor dem Meditieren, weil ich befürchtete, es trage mich in Räume, für die ich nicht bereit sei. Jetzt ist dieser Raum ganz da und natürlich bin ich bereit. Es nimmt einen an der Hand. Einfach und unendlich gross.

Baum, Bank und Bettlaken

Wie ein gefällter Baum im Bett liegen. Ächzend und halb im Delirium, ein Virus, der tagelang hohes Fieber beschert. Ich bin mir ziemlich sicher, den in der Volksbank aufgelesen zu haben. Die Volksbank, dort holen die Alten* ihre Rente ab. Ei war das ein Volk, und die Bank so garn nicht nobel. Hemdsärmlig und am Abblättern. Eigenlich heisst sie Liberty Bank, in allen Sprachen stand das grosse Wort an der Wand hinter der Schalterbeamten. Schrecklich lang musste ich diese Wand anschauen und das Schlimmste: Das Wort war auf Deutsch nicht zu finden! In vielen Sprachen und Alphabeten, die ich nicht verstand, und auf Deutsch, Deutschland, das doch hier als das Paradies schlechthin gilt, nicht? Vielleicht hat mich das angreifbar gemacht, die fehlende Resonanz, das sich vergessen Fühlen. Und der Virus schlug zu. Unbarmherzig. Ich krachte ins Bett und hatte endlich eine richtige Auszeit.

Wie ein gefällter Baum krank im Bett liegen

*sorry

Tu Es Mon Autre

Die ganze Zeit dachten wir, wir seien am Anfang. Und jetzt plötzlich merken wir, Wacho und ich, dass wir mittendrin sind. Mittendrin. Mit allem Beben und allem, das mir jetzt leichter fällt. Hier. Das ich schon kenne. Kann gelassener sein und stehe doch immer in zu grossen Schuhen – die genau passen. Die zulassen, die von mir fordern, dass ich wachse. Grösser werde, um dem allem ein Haus zu geben. Dem Beben. Hab noch nie die CDs gehört, die ich aus der Schweiz damals mitbrachte. Vor bald vier Jahren. Waren wir am Anfang.

Ame ou soeur
Jumeau ou frere de rien
mais qui es tu?
Tu es mon plus grand mystere
Mon seul lien contigu
Tu m’enrubannes et m’embryonnes
Et tu me gardes a vue.
Tu es le seul animal
De mon arche perdue.

Tu ne parles qu’une langue
Aucun mot decu
Celle qui fait de toi mon autre
L’etre reconnu.
Il n’y a rien a comprendre
Et que passe l’intrus
Qui n’en pourra rien attendre
Car je suis seule a les entendre les silences
Et quand j’en tremble

Toi tu es mon autre:


La force de ma foi
Ma faiblesse et ma loi
Mon insolence et mon droit.
Moi je suis ton autre
Si nous n’etions pas d’ici
Nous serions l’infini.
Et si l’un de nous deux tombe

L’arbre de nos vies
Nous gardera loin de l’ombre
Entre ciel et fruit
Mais jamais trop loin de l’autre
Nous serions maudits
Tu seras ma derniere seconde
Car je suis seule a les entendre les silences
Quand j’en tremble
Toi tu es mon autre:

La force de ma foi

Ma faiblesse et ma loi
Mon insolence et mon droit.
Moi je suis ton autre
Si nous n’etions pas d’ici
Nous serions l’infini.
ah ah ah ah ah ah ah
ah ah ah ah ah ah ah
Et si l’un de nous deux tombe