Westgeorgien_3

Wandern in Georgien. Als ich vor rund acht Jahren nach Georgien kam, waren ausgeschilderte Wanderwege eine Seltenheit. Mittlerweile bietet fast jeder National- oder Naturpark mehr oder weniger ausgebaute Wanderrouten an. Im Naturpark Sataplia gibt es ein grosses Schild, es begegnet einem immer wieder, das den Hauptweg aufzeigt und was der Park sonst noch zu bieten hat. Ehrlich gesagt, auf den Kaffee im Restaurant gleich nach der kleinen Tropfsteinhöhle freute ich mich schon von Beginn weg. Ein Hotel gibt es auch, das wusste ich gar nicht. Nach der Tropfsteinhöhle hocke ich mich in den Schatten auf den obersten Tritt der Treppe, die zum Restaurant führt. Führte. Führt, sie ist immer noch da, das Restaurant jedoch liegt im Koma; alles ist dort, Tische, Stühle, ich spüre förmlich, wie Menschen hin- und herwuseln, Kinder rufen nach Glacé, Frittgeruch steigt mir in die Nase – eingeschlafen. Sie sind über Salaten, Wein und Glacé eingeschlafen. Ein Sonnenstoren hat sich verfangen und hängt schief zwischen weisslich angelaufen Fenstergläsern. Hinter dem Restaurant seh ich, weiter oben im Wald, ein zweites Holzgebäude. Es sind deren gleich zwei, von erlesenem Geschmack, typisch Georgien, denke ich, die haben Design einfach im Blut, sehr schön, wie das Hotel in die Umgebung eingebaut wurde. Eine Kopfsteinpflasterstrasse führt zu ihm. Die Feuchtigkeit des subtropischen Klimas setzt ihm innen jedoch arg zu, wie ich durch die Scheiben schauend feststellen kann. Keine Ahnung, ob das noch reparabel ist. Vom Vorhof des einstigen Hotels sehe ich zwei Wandertafeln, die an verschiedenen Stellen in den Wald führen, nach Inspektion ist unklar, wohin sie mich führen würden. Auch veraltet, denke ich, und gehe weiter. Die Kinderhorde, die mit mir, oder besser, mit der ich durch die Höhle geschleust wurde, ist schon längst weg. Auch eine nächste ist schon vorbei. Ich gehe zurück zum Hauptweg, und schon erscheint ein nächstes Gebäude. Auch seine Lider sind geschlossen, aber ich sehe Mannen, die in der Halle werkeln. Nun, einer werkelt noch, die anderen fünf sitzen draussen auf improvisierten Bänken und besprechen bestimmt die nächsten Arbeitsschritte. „Es ra aris?“ (Was ist das?) „Das Informationszentrum!“ „Ihr renoviert es?“ „In 2-3 Monaten wird es fertig sein“, „super“, erwidere ich. „Wann wurde das gebaut?“ „Das ist alles von 2010.“ „Misha?“ frag ich. „Ki, magaria“ (Ja, er ist toll), sagt der grauhaarige Mann im schwarzen Trägerhemd lachend, die anderen stimmen ein. Er meint Misha Saakashvili, den Präsidenten Georgiens von 2004-2012, das Lachen des Arbeiters lässt offen, wie ernst es ihm mit seinen Worten tatsächlich ist, von Herrn Saakashvili mag man und frau halten was sie wollen, für den Tourismus in diesem Land, das kann ich ihm nicht absprechen, hat er viel getan.
Eigentlich wollte ich Dir, geneigter Leser, geneigte Leserin, von der blauen Schlaufe erzählen, die auf dem grossen Orientierungsschild des Parks, auf der Hauptroute gegen Schluss, eingezeichnet ist. Ein offizieller Wanderweg, den ich an diesem Tag zum ersten Mal unter die Füsse nahm, und zwei Tage später, nach einer Erholungseinlage, nochmals, denn beim ersten Mal gelang es mir nicht, sein Geheimnis zu enträtseln; ich werde Dir davon ein ander Mal erzählen.

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