Morgenspektakel bei mir im Dorf

Samstagmorgen, 07:16, die Hauptstrasse von Achalkalaki in Zentralgeorgien ist leer, nur zwei ältere Herren halten am Strassenrand einen Morgenschwätz. Wartend vor der Apotheke mach ich ein bisschen Beingymnastik, das fiel mir plötzlich ein, früher machte ich das oft, und beim nächsten Mal schauen gehts los: Das muss die Leitkuh sein, mit sicherem Schritt führt sie den rumpelnden Tross an, von den Seitenstrassen stossen laufend mehr dazu

Nini, die Viehüterin, hält die lebhafte Schar mit ganzem Einsatz zusammen, mit ihrer dunklen Stimme ruft sie laut und fast ohne Unterbruch „Hoho, hoho!“

Rund hundert Kühe treiben Nini und ihr Bruder täglich von den zwei Dörfern Achalkalaki und Garikula ins süsse, würzige Grün. Von viertel nach sieben bis halb acht sammeln sie auf der Hauptstrasse der zwei zusammengewachsenen Dörfer die Tiere ein, dann gehts ostwärts raus aus den Häusern, aber halt, da kommen noch welche von oben, und Tamar sitzt geniessend im Kinosessel vor ihrem noch geschlossenen Gemischtwarenlädeli.

Es wird gedudelet, wie ich früher auf dem Schulweg, heiss und dampfend gebrunzt, das hab ich natürlich nicht gemacht, und überall genascht wo’s was zu naschen gibt, das jedoch hab ich auch gemacht

Durch den Friedhof, einer von mehreren, die auf den Hügeln oberhalb der zwei Dörfer verteilt sind, gehts dann ab auf die grossen Wiesen, die von Gelb wieder auf Grün gewechselt haben seit es im August öfter mal wieder regnet, nachdem in der Hitze von Mitte Juni bis Ende Juli kaum ein Tropfen fiel

Bruder Schalva kommt mit der Nachhut

Nino treffe ich später, sie verpasste den Tross in der Hauptstrasse und muss ihre vier Milchspenderinnen nun selber zur Herde bringen

Und Sopo, zu Deutsch Sofie, macht vor dem grossen Gemischtwarenladen im Zentrum sauber; um 9 Uhr wird geöffnet.

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..