Nun ist es auch bei uns warm geworden und der Frühling ist da!
Leider kann auch ich mich nicht nur mit Naturbeobachtung und Kaninchen beschäftigen. Mit zweimonatiger Verspätung traf bei mir die Nachricht ein, dass mein Vorsorgefond nun Nachhaltigkeitsgrundsätzen angepasst wurde und die Bank dadurch Verantwortung gegenüber der Gesellschaft und zukünftigen Generationen übernähme. Die Geldanlage wurde den ESG-Klassifikationen (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) angepasst. Vor ein paar Wochen las ich einen Artikel darüber und dachte das sei Zukunftsmusik im unglücklichen Sinne (Originaltext auf Englisch); und merke jetzt, dass das tatsächlich schon voll in der Umsetzungsphase ist (die Geldströme werden völlig neu organisiert, im Schwerpunkt weg von fossiler Energie zu sauberer Energie). Das tönt natürlich gut und wer nicht hinter die Fassaden sieht, lehnt sich vertrauensvoll zurück. Die Entscheide, die die Finanzbranche im Alleingang getroffen hat, haben jedoch absolut Nichts mit den Forderungen zu tun, für die sich die Jugendlichen im 2019/20 auf der Strasse einsetzten oder die KlimaSeniorinnen mit ihrer Klage beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte im vergangenen März.
Wer nach welchen Kriterien zukünftig Geldtöpfe wird anzapfen können, entscheiden – entschieden – einzig und allein die, die Milliardenschwer sind: BlackRock, JP MorganChase; Barclays Bank; HSBC; Swiss Re und viele andere mehr, es sind verschiedene Arbeitsgemeinschaften des Finanzsektors, die einander zuspielen.
Es geht nicht um’s sich zurücknehmen, kleinere Brötchen backen, verzichten, die Welt und sich selber anders denken.
Der Pariser Klima Vertrag von 2015, der u.a. für die Weltgemeinschaft eine Null-Emmissionen Vorderung bis 2050 stellt, wird als Vorlage genommen für die Verlagerung von Öl, Gas und Kohle zu „Grün und Sauber“. Das ist doch genau das, was wir alle wollen? Ja was ist denn das neue Grün und Sauber, das uns so vertrauensvoll anlächelt und verführerisch lockt? Es ist zum Beispiel die Solare Utopie von Elon Musk, der uns mit Elektro-Autos und Solartechnologie (Tesla) zu Hilfe eilt, oder das französische Konsortium Colas (Strassensolarpanels, die Normandie hat’s ausprobiert – ein Fiasko) und natürlich hält auch Bill Gates in seinem neuen Buch „Wie wir die Klimakatastrophe verhindern“ allerlei technologische Rezepte bereit und die saubere Atomenergie brauchen wir unbedingt.
Hast Du den Film „The Planet of the Humans“, 2019, Jeff Gibbs, produziert von Michael Moore, gesehen? Interessiert es Dich, was hinter der Hardware von Solarpanels steckt, die Lebensdauer von Windrädern, und was Elektroautos, ausser dass sie kaum Lärm machen, auch noch mit sich bringen? Themen von Grün und Sauber, die medial und gesellschaftlich ausgeklammert werden: Das Duo Gibbs/Moore adressiert sie pointiert
Die Frage nach den Energieressourcen in meinem Beitrag Nicht jede Welle ist ein Naturphänomen vom 20.11.2020, hat sich seit der freundlichen Information meiner Bank und alles was ich mir rund um die ESG-Klassifikations-Anpassungen zusammenreimen konnte, geklärt. Beruhigt bin ich keinesfalls.
Kann es wirklich sein, dass der Finanzsektor der Welt und den Menschen vorgibt, wo’s lang geht? Ohne Verhandlung, ohne Diskussion? Für was ist die Politik da? Für was sind wir denkende und fühlende Menschen, wo ist unsere Perspektive, die Welt gemeinsam gestalten zu können?
Wir sind schon weit gegangen, mitgegangen, im Tanz um das goldene Kalb. Wir stecken tief im Leim. Die, die Konten haben gehen mit, weil’s neben dem von der Finanzwelt Verordneten mittelfristig keine Gewinne mehr geben wird. Und die, die keine Konten haben, dazu gehören Menschen, Tiere, Pflanzen, das ganze Ökosystem; nun, die stehen nicht im Zentrum der Lösungsfindungen.

