Vielleicht hast Du Dich mit dem Thema schon befasst, vielleicht noch nicht – mich beschäftigt es schon seit einiger Zeit. Die Digitalisierungs- und Automationswelle, die im Hintergrund, und von den Medien kaum erwähnt, auf uns zuschwappt. Eine Welle, denn alles ist miteinander verknüpft – die Arbeit, das Geld, unsere Befindlichkeit in der Welt, und die Befindlichkeit der Welt als Ganzes. Der vom WEF vor einem Monat veröffentlichte Bericht The Future of Jobs spricht von einem rasanten Umbau in der Verteilung von Arbeit vom Menschen hin zu Maschinen und Algorithmen. Die Finanzwelt ist schon seit Jahren emsig dabei, den Boden für digitales Geld vorzubereiten, das IWF begann in den letzten Monaten darüber zu twittern, und die Schweizer Nationalbank ist stolz, ganz vorne dabei zu sein. (Bitte entschuldige, die meisten Links sind auf Englisch. Unter CBDC = Central Bank Digital Currency, wirst Du jedoch auch Daten auf Deutsch finden).
Das Wort Welle scheint mir einerseits gut gewählt, andererseits ist es vollkommen falsch. Denn es ist kein Naturphänomen, was da auf uns zukommt, kein Donner und kein Regenbogen. Es ist menschengemacht. Und deshalb sollte eigentlich das Zwingende, das Nichtabwendbare, nicht gegeben sein. Wir müssten eine Mitsprache haben.
Kürzlich habe ich eine Art Diskussion von Menschen, die direkt an den oben erwähnten Projekten arbeiten, verfolgt. Es darf einen nicht wundern, und doch wundert es mich sehr: Da wird versucht, alle mit dem Projekt verknüpften Themen zu integrieren, aber ein Aspekt wird nicht im Ansatz genannt: All die Megarechner, die diese riesigen zusätzlichen Datenströme werden verarbeiten müssen – sie werden doch sicher mächtig Hunger bekommen? Wie füttern wir sie? Strom mögen sie gerne, so weiss ich. Und unsere Ressourcenknappheit – kein Problem und kein Thema?
Gerald Hüther, Hirnforscher, geht die Fragestellung ganz anders an als ich. Er verwendet keine Sekunde auf die Verhinderung der oben beschriebenen Welle, in der wir natürlich alle schon lange drin sind, sondern steuert radikal auf den Menschen, das Individuum zu. Ihn interessiert die Wurzel, das, worauf jeder und jede Einzelne selber Einfluss nehmen kann. Der Umgang mit uns selber, der Umgang mit dem Gegenüber. Welcher Umgang führt uns zu welchen Gesellschaften und welchen Wellen?