Unterwegs auf Nebenstrassen

Während sich in Tiflis die Jugend in der Halfpipe vergnügt, gehts rund 1000 m höher und ein wenig südlicher auf der Kirchentreppe genau so gut!
Seit Tiflis wieder offen ist, nutzen Wacho und ich die Gunst der Zeit, um uns in der Natur zu erholen und gemeinsam Neues zu entdecken. Von der Hauptstrasse abbiegen und schauen was kommt. Zum Beispiel:

1818 gründeten schwäbische Einwander*innen den Ort Elisabethtal, 43 km von Tiflis entfernt. Bis Anfang 20. Jh. wurden noch sechs weitere deutsche Dörfer in der Umgebung gegründet (Niederkartlien), weil das Ackerland in Elisabethtal nicht mehr für alle reichte.
Alexandershilf wurde 1857 gegründet. Eine breite neu gemachte Strasse führte uns von Tsalka zum Dorf, die Erwartungen waren hoch – doch Sanierungen der alten deutschen Häuser im Dorfkern, wie sie in Elisabethtal stattfanden, blieben hier bislang aus. Das Dach der Kirche wurde von Deutschland spendiert.

Der obige Riegelbau beherbergte im 19. Jh. die Pfarrschule, Gemeindeverwaltung und den Dorfrat. Alle damaligen deutschen Siedlungen in Georgien waren selbstverwaltet und Deutsch war Amts-, Schul- und Kirchensprache. Zur Sowjetzeit der 20/30er Jahre nahm dies jedoch ein jähes Ende. Deutschstämmige Georgier*innen wurden pauschal als Feinde des Systems verdächtigt. Wer konnte floh, viele wurden deportiert oder ermordet. Es gab auch Schweizer Siedlungen, Alexandershilf war z.B. das Käsezentrum der Region. In den verlotterten Häusern leben heute vor allem aserbaidschanstämmige Leute. Trotz der sichtbaren Armut spürte ich hier eine wunderbar leichte Energie

Siehe auch Deutsche Siedler im Kaukasus

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..