Back in Town

Die Oper an der Rustaveli-Avenue in Tiflis

Back in town, ja, aber diesmal konnte ich nicht einfach mal kurz switchen. Nach ein paar Tagen wieder hier zu Hause musste ich feststellen, dass noch nicht alles von mir in Tiflis angekommen war. Einen halbleeren Körper zu organisieren ist ganz schön seltsam. Das dachte der wohl auch und wir verbrachten einige Tage mit Fieber im Bett. Natürlich, er hat recht, es war nicht nur ein logistisches Problem. Ich hatte es schlicht übertrieben. Mein Programm in der Schweiz war sehr dicht. Vermutlich eine unbewusste Massnahme, um der Abwesenheit meines Vaters entgegenzuwirken. Ich traf viele mir wichtige Menschen, schmiss mir am zweiten Tag im Kino „Les Miserables“ ins Gesicht und erlebte am dritten Tag, wie ein junger Mann, der sich vom Turmbalkon des Grossmünsters in Zürich gestürzt hatte, in langen zähen Minuten von der Polizei wieder ins Leben zurück zu bringen versucht wurde. Als die Ambulanz dann endlich kam, deckte sie ihn sofort zu.

Ein gutes Mittel um wieder zurück zu finden ist für mich – zu schauen: Wo bin ich? Wacho und ich mussten lachen. Auf dem Philharmoniegebäude, ein Prestigebau der Sowjetära, blitzte im Wechsel mit anderen Sujets regelmässig Waschmittelwerbung auf. Ja, die Georgier*innen können ganz schön praktisch sein.

Die Philharmonie, ein Sowjetbau der 70er Jahre

Im Foto ganz oben siehst Du die Oper, 1851 vom russisch-zaristischen Regime eröffnet, als Geschenk für die georgische Oberschicht. Der Prachtsbau, der in seiner Grösse weitherum seinesgleichen suchte, sollte den georgischen Adel mit der russischen Okkupation versöhnen. Der orientalische Stil, neo-maurisch, kam dann erst 1896 dazu.

Das Haus der Wissenschaften, ebenfalls Sowjetzeit, ist sehr leer geworden

Während die Oper heute blüht, sie wurde im Herbst 2018 nach langer Renovationszeit wieder eröffnet, ist das Haus der Wissenschaften am Rustaveli Platz zu einem Geisterhaus verkommen. 1941 eröffnet, sind heute auf der grossen Eingangstreppe vor allem Souvenir-Maler mit ihren Marktständen präsent. Die Nationale Georgische Akademie der Wissenschaften gibts zwar noch, aber ob sie heute noch in den grossen veralteten Hallen tagt, sei dahin gestellt.

Von Neu kann man im Quartier Dolidze auch nicht reden, aber von Bewohnt und Lebendig auf jeden Fall. Ein kleiner Streifzug durch mein Wohnquartier, entstanden vor knapp 40 Jahren

Dolidze, tifliser Wohnquartier, entstanden in den 80ern. I love it.
Blumenladen an der Einkaufsstrasse von Dolidze
Der Laden hinter dem gelben Auto ist mit Kvavilebi angeschrieben, auf Deutsch: Blumen
Neu zirkulieren grüne Busse in Tiflis, frisch aus Japan importiert
Die neue Bus-Generation in Tiflis. Vor 4 Jahren kam MAN zum Zug, diesmal war es ISUZU aus Japan. 40 kleinere sind bereits im Einsatz, auf die 18m-langen, die noch kommen sollten, freuen wir uns. Es ist Wahljahr.
Metzgerei im Quartier Dolidze, Tbilisi
Chorzi heissts an diesem Laden, ja genau, das heisst Fleisch
Gemüse- und Früchteläden gibts hier jede Menge, die Konkurrenz ist gross
Dschengis hat sich auf Vegetarisches spezialisiert, seinem Namen nach könnte er armenischstämmig sein. Die Unterhaltung mit ihm ist nicht ganz einfach, er ist ziemlich schwerhörig. Ich mag ihn und seinen Laden, auch wenn man gut beraten ist, ihm aufmerksam bei seinen Rechnereien zu folgen
Dschengis heisst der Verkäufer, er verkauft die besten Kiwis
Übrigens: Dschengis verkauft die besten Kiwis, ihr Vanillegeschmack ist super. Am Schwarzen Meer gereift, Region Ajara, Georgien.

2 Gedanken zu “Back in Town

  1. Liebe Brigitte
    wir sind froh, dass du wieder gut in Georgien angekommen bist!
    Es war schön, dein kurzer Besuch bei uns😘
    Momentan ist es bei uns fast frühlingshaft und man kann fast zusehen wie der Schnee schmilzt, doch morgen soll es wieder Schnee geben!
    liebe Grüsse an dich und Wacho.
    Domenica und Reto

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    1. Liebe Domenica, lieber Reto
      Danke für die lieben Grüsse! Was im Text keinen Platz hatte, aber trotzdem so ist: Klosters war für mich ein Highlight, und dass mir das Schifahren so gut gelang – wow. Viele Grüsse auch an die Jungmannschaft! Brigitte & Wacho

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