

Langsam pendelt die offizielle Reisesaison aus und es wird wieder möglich: Raus in die Natur auf Entdeckung! Südwestgeorgien, nah an der Grenze zur Türkei und Armenien, das vulkanische Hochplateau der Region Samtskhe-Javakheti. Nicht, dass diese Region ein unbeschriebenes Blatt für mich wäre, aber ich werde eine weitere Facette davon kennenlernen.

Frühmorgens hatten wir mit Maxim abgemacht, unserem Guide aus Patara Khanchali. Rund 3000 Einwohner*innen hat das Dorf, allesamt haben sie ihre Wurzeln in Armenien. Ihre Vorfahren wanderten 1921 in dieses Gebiet ein, als Folge des Genozids der Türken an den Armeniern in den Jahren 1915-17.


Den Tiger Canyon hatten wir vor uns. Die Wanderung, die ich im Internet erspäht hatte, schon lange wollte ich diese realisieren. Mitte Oktober ist für dieses Gebiet höchste Eisenbahn, manchmal liegt zu dieser Zeit bereits Schnee. Wir hatten Glück, der diesjährige Oktober ist in ganz Georgien sehr mild.

Juni wars jedoch nicht mehr und Maxim wurde nicht müde zu betonen, wie viele Blumen es ab Ende Mai in dieser Gegend gäbe. Mich begeistern jedoch auch die Herbstfarben, ich liebe die Schattierungen zwischen Golden und Grau. Wir befinden uns in ehemaligem Vulkangebiet, das Samsri Gebirge mit seinen sanften Vulkankegeln ist ganz nah. Geologisch ist es eine junge Landschaft, max. 2,5 Mio Jahre alt soll das Mädchen sein. Nun, wir sind ganz schön ins Stolpern gekommen, als wir über und um die vielen Basaltsteinströme kurven mussten, die die Hänge bedecken.



Mhm, und dann war plötzlich Nebel. Die Sicht vom Grat war – weiss! 1 km vor der türkischen Grenze bliesen wir zum Rückzug. Das war nicht weiter schlimm, unsere Equipe (Wacho, Kote und ich) hatten die Wandersituation verstanden. Es ist interessant, dass im Kaukasus die Menschen keinen Unterschied machen zwischen einem Hochtal und einer Schlucht. In Georgien ist alles eine Kheoba (Schlucht). So war also der Tiger Canyon in Realität längst nicht so gfürchig wie vorgestellt. Der Entdeckerfreude tat es keinen grossen Abbruch, ist nun mal die Realität das Wichtigste, um an künftigen Touren für unsere Gäste weiterbauen zu können.
Hab ich das schon gesagt? Dieses Gebiet ist ein Kartoffelparadies! Auf 2000 m Höhe kann man nicht mehr viel anbauen, aber die Kartoffel gedeiht in der Schwarzerde von Samtskhe-Javakheti bestens. Maxim trägt einen Sack Kartoffeln vom Feld seiner Familie weg

Ein Traktor bringt die kostbaren Erdäpfel ans Tageslicht, zusammengelesen werden sie von den Frauen. Tonnenweise.



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