And Then We Danced

Die georgische Gesellschaft wird gemeinhin als konservativ bezeichnet. Die Kirche ist in, Frauen- sowie Männerkloster blühen, die Mädchen werden zuhause auf Kochen und Haushalt getrimmt (parallel dazu legen sie in der Schule oft Spitzenzeugnisse hin), die Familie wird hochgehalten: Gemeinsam ist Alles, alleine ist man*frau nichts.

Das ist die äussere Schale. Darunter ist für mich Georgien ein bunter Hund. So wie es hier kein Problem ist, während der kirchlichen Messe auf Youtube rumzuzappen, wird man wegen Exzessen im Trinken, Essen oder mit Drogen nicht zum Aussenseiter, im Gegenteil.
Auch Frau-Mann Rollen sind, bei genauem Hinschauen, nicht unbedingt konservativ verteilt: Es gibt durchaus die Papis, die zu den Kindern schauen und den Haushalt machen. Dann nämlich, wenn das Mami sich den Geldjob ergattern konnte, und das ist nicht selten.

Was jedoch die Homo- und Transszene anbelangt, sie lebt bis jetzt im Dunkeln. Im Tifliser Nachtleben hat sie ihren festen Platz. 2013 fand in Tiflis die erste Gay-Parade statt, sie wurde handgreiflich gestört durch die Kirche und Teile der Bevölkerung.

Nun hat Levan Akin, schwedischer Regisseur mit georgischen Wurzeln, das Tabuthema mit seinem neusten Film, And Then We Danced, aufgegriffen. Der Film spielt in der traditionellen feurigen georgischen Tanzszene, in der die zwei Spitzentänzer…
Der Film premierte am Filmfestival von Cannes, wurde sehr gelobt, wurde ein Aufhänger in den georgischen News – und verursachte prompt ambivalente Gefühle: Denn gerne ist man stolz, wenn es um die eigene Kultur geht – aber verbunden mit gleichgeschlechtlicher Liebe?††

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