
2. Mai, Kakhetien, Ostgeorgien. In Beziehung sein! Miteinander entdecken und teilen. Die Interessen der Geschwister Yanika und Loris aus Zürich ermöglichten mir eine Tour zusammenzustellen, die ich selber schon lange machen wollte. Die Temi Community besuchen und ihren Wein stolz neben den vom alten Weinfuchs Hilarius Pütz stellen. Die Tränen des Fasans von John Wurdeman – oder besser seinen Wein? – würdevoll kosten und dann mutig den Hügel von Sighnaghi auf der anderen Seite runter fahren und, nach ein paar lauten Worten des Fahrers, Kopfschütteln und Lachen, das Gartentor von Lamara Bezhashvili finden.
Was auch immer in ihrem Garten (vor allem) wild wächst, sie weiss, ob und wie man es sich nutzbar machen kann. Auf der Fahrt zu ihr wünschte sich Loris, „die Kräuterhexe“ möge uns das Geheimnis ewiger Jugend verraten. Ich weiss nicht, ob jemand von uns daran glaubte, aber als wir gegen Ende unseres Besuchs in Lamaras Vorzimmer standen und sie uns den Kreislauf vom Werden und Vergehen ihrer Seidenraupen erklärte, fühlte ich mich plötzlich genau dort: Umgeben von Zusammenhängen der Natur, dem Vermögen der Natur, das uns zu Füssen liegt und von dem wir oft nur einen Bruchteil wissen


Alle bekamen wir ein Seidenkokon geschenkt, mit dem Auftrag, es zu Hause in heissem Wasser zu tränken und anschliessend das Gesicht damit zu reinigen. Wenn man das Kokon hinterher mit Seife wasche, sei es 100 Mal zu gebrauchen. In meinem bald 50-jährigen Leben hab ich schon so einige Crèmli ausprobiert. Ich muss sagen, dieses Kokon energetisiert die Haut extrem und reinigt effizient – kurz: Ich hab jetzt es Siidehütli!

P.S. Tiflis war ab den 70/80ern des 19. Jh. Zentrum der Seidenproduktion und -verarbeitung für ganz Russland und den Kaukasus. Heute ist davon, mal abgesehen von Lamaras Zucht, noch ein Museum übrig. Sehr authentisch, im Hauptgebäude von 1892, das Zentrum bestand damals aus einem Komplex von 25 Bauten. Die Dielen knarren, die Farben der alten Stoffe glänzen. Quartier Didube.
*Alle Fotos dieses Beitrags sind von Yanika und Loris. Didi madloba!