Letzten Oktober erzählte ich von der georgisch-traditionellen Produktionsart von Wein, übrigens UNESCO Weltkulturerbe. Es ist sehr spannend, was sich zur Zeit in der georgischen Weinszene tut. In der Schweiz noch fast ganz unbekannt, erfährt der Qvevri-Wein/Naturwein jedoch international einen Boom. Am 11. und 12. März war in London eine RawWine Messe, acht georgische Winzer waren dabei, viele aus Frankreich und Italien und 1 auch aus dem Wallis, Salgesch! Albert Mathier entdeckte vor rund 10 Jahren in Georgien den Qvevri-Wein und hat jetzt je einen roten und einen orangen Naturwein in seiner Produktelinie.
Kürzlich war ich unweit von Tiflis bei einem Winzer, der ebenfalls Naturwein macht. Er ist aus dem französischen Jura, lebt hier jedoch schon lange mit georgischer Frau und Kindern. Er erzählte mir, dass sein Bruder seit einiger Zeit zum Händlier mutiert sei. Aus Frankreich habe er für die Wintersaison eine Ladung Skis zum Verkaufen gebracht – von Georgien zurück sei der Transporter ebenfalls gut geladen gewesen, mit Qvevris! Nachdem das Handwerk des Qvevrimachens lange out war, sind plötzlich gute Spezialisten sehr gesucht.
Et voilà, hier wird ein Qvevri gepflanzt

Georgien. Bildquelle: Veniceclayartists

Ob hier wohl der besagte Bruder auf dem Weg zurück nach Frankreich ist?
Und noch was. Da so mitten im Geschehen zu sein hat mit mir was gemacht. Ich gehe neuerdings an geführte Weindegustationen. Mich hat’s gepackt, ich will mich da reinschmecken. Will wissen. Und unterscheiden können. Jede Region Georgiens hat ihre eigenen Traubensorten, z.T. ihre eigene Machart. Es gibt auch Regionen wie z.B. der Südwesten, da beginnt man erst wieder. Nach 300-jähriger Besetzung durch die Türken (Osmanen) war da gar nichts mehr von der ehemals reichen georgischen Weinkultur. Der junge Winzer Natenadze sucht dort seit Jahren nach Weinreben, die im Wald überlebt haben. Diese wachsen so wie’s wohl ursprünglich mal gedacht war: die Bäume rauf! 40 Sorten hat er mittlerweile gefunden, 24 davon konnter er identifizieren.