PostPravda

Nicht wissen. Einfach gehen. Ich liess mich von innen leiten, als ich in den Kaukasus ging. Ich versuchte nicht, mir vorher gross theoretisches Wissen über diesen Weltteil anzueignen, ich hätte es nicht aufnehmen können. Ich konzentrierte mich auf das, was da war, nämlich meine persönlichen Eindrücke von Georgien und mein Gegenüber, Wacho. Ich wusste, der Rest wird mit der Zeit kommen. Es ist ein sehr spannender Teil der Welt, in den ich mich aufgemacht habe. Der Westen hat es noch vor sich, die ehemaligen Sowjetländer vorurteilsfrei zu entdecken. Sich weiter zu wagen als bis zu den Baltischen Staaten. Die Vorurteile sitzen tief. Die vielen Bilder, die sich unbemerkt einschleichen.

Meine Bilder zur Sowjetzeit und den Sowjetländern waren von Grau dominiert. Was Bleiernes, Schweres hatten sie. Zurückgeblieben, verarmt. Norden und kalt.
Überraschend, dass ich jetzt in Tiflis ein Klima voller Licht und Sonne, Milde, erlebe. Und mehr und mehr entdecke, das die Sowjetzeit für die, die drin lebten, keineswegs nur schwer und grau war. Dass dieses Riesenprojekt seine eigenen Qualitäten hatte, die Menschen darin durchaus auch Chancen sahen und wahrnahmen.

Im Guten wie im Schlechten, es ist nicht mehr da, was war. Postpravda Magazine erscheint online. Die Plattform steht einem weiten Kreis von Schreibenden, Künstlerinnen und Beobachtern offen. Neue Farben und Meinungen, soziale Veränderung und Gegenstrategien sollen sich im aktuellen Klima der Angst, Hoffnung und Indifferenz, wie Postpravda das sieht, artikulieren und zeigen können. Postpravda knüpft mit seinem Namen an die Zeitung der ehemaligen Sowjetunion an, Die Wahrheit. Nicht mehr eine Wahrheit, sondern viele Wahrheiten kursieren heutzutags. Postpravda möchte zur Polyphonie beitragen. Sie setzt auf die Vernetzung von Kunst, Politik und Reisen. Schau rein und nimm andere Eindrücke auf, als was die westliche Propaganda, ja, so kommt mir das vor, was ich an Schlagzeilen manchmal sehe, verbreitet!

Ein georgischer Song aus den 90ern. Soft Eject, gegründet im ’89, für Please Just Carry On drehten sie ihr erstes Video
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