Nochmal alles

Nachdem für mich am 6./7. Januar zum zweiten Mal Weihnachten gefeiert wurde, darf ich Dir heute auch zum zweiten Mal ein glückliches Neues Jahr wünschen: gilozav achal zels! (გილოცავ ახალ წელს!). Nach dem alten Kalender war erst gestern Silvester. Da Silvester kein religiöses Fest ist, wurde dieses jedoch im grossen Stil am 31. Dez. gefeiert, und ein bisschen nochmals jetzt. Das Konzert der Böllerschüsse war gestern Nacht immer noch genug eindrücklich.

Die georgische Weihnacht war für mich in vielerlei Hinsicht ungewohnt. Ich habe die Mitternachtsmesse in der Kathedrale Sameba (Dreifaltigkeit, sami bedeutet drei) besucht. Das religiöse Oberhaupt der georgischen Orthodoxie, welche auf eigenen Wunsch keinerlei Kirchenbündnissen angeschlossen ist, waltet dort seines Amtes. Allerdings ist der Patriarch alt und gesundheitlich sehr schwach. Das Gerangel um seine Nachfolge hat bereits begonnen. Als ich um 23 Uhr dort ankam, war die Kirche schon sehr voll. Vom Seiteneingang konnte ich nicht mehr bis zum Hauptschiff vorstossen. Bänke gibts in den hiesigen Kirchen nicht, Stehen ist angesagt, die Messe dauert bis ca. 4 Uhr morgens. Es ist aber ein dauerndes Kommen und Gehen, die Jugend, und nicht nur die Jugend, checkt ihre Handys, filmt und macht Fotos. Um 24 Uhr zündeten die meisten eine Bienenwachskerze an, die sie dann in der Hand hielten. Es wurde immer wärmer und die Luft süsslich geschwängert – eigentlich wartete ich die ganze Zeit darauf, dass es jetzt endlich raus ginge und man zusammen drei Mal um die Kathedrale gehen würde. Nichts da. Um 0:45 hielt ich es nicht mehr länger aus und zahnte mich in die Linie ein, die sich nach draussen arbeitete. Viele BettlerInnen säumten den Weg von der Kathedrale runter ins Zentrum. Hochsaison.

Am eigentlichen Weihnachtstag, am 7.1., war ich dann überrascht. Alle Läden waren offen, auch die kleinen Früchte- und Gemüsestände, sogar der junge Mann, der aus dem Kofferraum bei uns vor der Tür Käse verkauft, war da. Cash. Die Leute brauchten wieder Geld auf die Hand, denn seit dem 31. wurde gefeiert und jeder hoffte wohl, dass der/die KonkurrentIn zu Hause bleiben würde.

Zum endgültigen Jahresanfang möchte ich Dich in die georgische Chormusik entführen. Es gibt auch kirchliche Chormusik, hier jedoch drei Müsterli aus dem weltlichen Alltag:

1) Der Chor Basiani singt ein Lied aus der Region Kachetien, Ostgeorgien. Es dauert fast fünf Minuten. Wenn ich dem Gesang zuhöre, spüre ich den langen Atem eines Volkes, das sich trotz allen An- und Übergriffen von Aussen immer wieder durchgesetzt hat http://www.alazani.ge/base/basiani/Basiani_-_Kaxuri_mravaljamieri.mp3 (klicke auf die blaue Schrift und Du kommst direkt zur Musik)

2) Chor: Georgische Stimme, ein Lied aus Gurien, Westgeorgien. Diese Region ist bekannt für ihren Jodel. Ganz schön verrückt 🙂 http://www.alazani.ge/base/qartuli_xmebi/Qartuli_xmebi_-_xasanbegura.mp3

3) Nochmals der Basiani Chor. Ein Lied aus Mingrelien, ebenfalls Westgeorgien. Frau und Dschonguri (georgisches Saiteninstrument, ähnlich der Guitarre) sind in der Hauptrolle http://www.alazani.ge/base/basiani/Basiani_-_Asho_Chela_Megruli.mp3

Magst Du diese Musik? Hier kannst Du in eine Schatzkammer eintauchen

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