Der tifliser Hausberg, wenn ich das so sagen darf, ist der Kasbek. In 2,5 Std. ist man dort, er ist 5047m hoch. Erstaunlicherweise ein erloschener Vulkan, denn die Vulkane sind eigentlich sonst im Kleinen Kaukasus, im Süden, anzutreffen. Dennoch sind zwei der höchsten Berge im Grossen Kaukasus (Norden) ursprüngliche Vulkane: der Elbrus, 5642m, und eben „unserer“, der Kasbek. Er ist von mehreren Gletschern umgeben.

Während heutzutage der Kaukasus als Bergsteigregion in der Schweiz in den Hintergrund gerutscht ist, erlebte dieser, so *Mario Casella in seinem Buch „Schwarz Weiss Schwarz“, in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts einen wahren europäischen Ansturm. Die Bergsteiger charakterisierten damals den Kaukasus als alpine Landschaft, die die Alpen „in seiner Grossartigkeit und Wildheit“ übertreffe.
Dieser Entwicklung voraus war allerdings der Engländer Douglas William Freshfield, der den Kasbek bereits 1868 mit einer kleinen britischen Truppe bestieg. Damals gab es noch keine Landkarten, um sich im Kaukasus zurechtzufinden. Diese Gipfeleroberung war der erste europäische Erfolg in gänzlich unerforschtem Gelände.
So Mario Casella, der es nicht unterlässt darauf hinzuweisen, dass auch viele Schweizer bei der damaligen alpinen Kaukasuseuphorie dabei waren: Als unabkömmliche Bergführer der berühmten Alpinisten. Das war bestimmt kein leichter Job, denn in ihrer Hand lag die ganze Unterstützungsarbeit einer Expedition. Sie hackten z.B. stundenlang Stufen ins Eis, damit aalglatte Eishänge begehbar wurden. Casella nennt sie alpinistische Söldner. Der Kaukasus wurde schon damals und erst recht damals als wild eingestuft. Es versteht sich von selbst, dass es auch viele Expeditionen gab, die tragisch endeten. Casella zählt zu Ehren der Schweizer Söldner eine lange Liste von Namen auf, die ihr Wissen und ihre Kunstfertigkeit der Erforschung und Entwicklung des Alpinismus zur Verfügung gestellt haben. Mit allen Konsequenzen.
Lasst mich zurück kommen zum Hausberg, der für mich mehr schön als gfürchig ist. Zu den BergsteigerInnen werde ich mich wohl nie zählen, das ist mir zuviel Adrenalin. Die Kasbek-Region ist heute die best erschlossene Wander-und Trekkingregion Georgiens. Mit den Wegweisern happerts zwar auch dort noch, Wacho und ich würden gerne mal ein Projekt eingeben zur Erstellung von Wanderwegweisern und dazu gehörigen Informationen. Na, schauen wir.


*Mario Casella: Journalist und Bergführer aus dem Tessin. Im Winter 2008/09 durchquerte er mit einem russischen Alpinisten den Grossen Kaukasus von Ost nach West mit Schiern. Die vielen Abenteur, die sie auf ihrer rund 1100 km langen Strecke erlebten, hat er, zusammen mit politischen Hintergrundinformationen, in seinem Buch „Schwarz Weiss Schwarz“ festgehalten.