Knochen

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Seit einem Monat besucht Wacho am Goethe Institut einen Deutsch-Intensivkurs auf der Stufe B2 (fortgeschrittene Mittelstufe). Sprachverständnis und Reden sind seine Stärken, in den über zehn Jahren, die er in deutschsprachigen Ländern zugebracht hat, hat er autodidaktisch viel gelernt. Er wollte in Deutsch mehr Sicherheit bekommen um die Sprache bewusster einsetzen zu können. So hat er diesen Kurs belegt, der ihm grammatisch auf die Sprünge helfen soll.
Immer wieder komme ich somit in letzter Zeit in den Genuss, grammatische Aspekte meiner Muttersprache erklären zu dürfen. Ich habe davon nicht viel Ahnung, wobei es gerade die Ahnung ist, die mich oft relativ schnell verstehen lässt, was jetzt gerade auseinandergebeinelt werden soll. Gestern bekam ich, nachdem unsere Köpfe immer heisser wurden und Verzweiflung um sich griff vor lauter temporalen Nebensätzen, nominalen Aussagen und Konnektoren, einen ausgereiften Lachanfall. Es ist ja unglaublich, was da für Tierliquälerei betrieben wird, um fremde Sprachsysteme transparent zu machen. Ich verstand plötzlich, warum mir früher in der Schule so unwohl war beim Sprachelernen. Da hat man lauter Knochen vor sich, ohne das Bild zu sehen, ohne die Sprache zu spüren. Für Leute wie ich, die vom Grossen zum Kleinen kommen, ist dieser Weg sehr mühsam; für jene, die vom Kleinen zum Grossen gehen, mag er sinnvoll sein.

Nun, ich sitze hier direkt im Sprachfladen Georgiens und es macht mir Spass, immer wieder Häppchen aufzunehmen, dranzubleiben und weiterzubauen. Irgendwann werde ich mit Leichtigkeit sprachliche Rosen zum Himmel schicken 😉 Bis es so weit ist, sind Wacho und ich einander Sparringpartner, ob beim Knochen zerlesen oder farbig Zusammensetzen.

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