Bevor ich zu den immer noch frei laufenden Tieren komme, möchte ich vermerken, dass wir hier seit ca. drei Wochen jeden Tag Sonnenschein haben, mit mehr oder weniger Wolken. Abends oder nachts regnet es regelmässig. Die Dauer-Sonne ist für mich ungewohnt, und ehrlich gesagt, würde ich mir wieder Mal einen kühlen regnerischen Tag wünschen. Aber nein, man sagte mir, dass das Wetter normalerweise die nächsten drei Monate so bleiben werde. Schauen wir… die 31° fühlen sich zudem eher wärmer an, da die Luftfeuchtigkeit doch um die 45% liegt.
Und jetzt also zu den Löwen und Tigern. Je ein Exemplar dieser Gattung spazieren immer noch frei rum. Es fällt mir schwer die Buchstaben einzutippen, aber am vergangenen Mittwoch wurde ein Mann von einem weissen Tiger mitten in der Stadt, in der Nähe vom Freibad, verschlungen. Der Tiger wurde anschliessend erschossen.
Das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung ist ja so wie so nicht gross, aber dass am Montag die Falschmeldung raus ging, alle Tiere seien entweder wieder im Zoo oder umgekommen, war und ist ein grosser Skandal. Wie viel ist hier ein Menschenleben wert? Zu dieser Zeit waren noch weit mehr Tiere draussen als jetzt.
Gerüchte kursieren, dass die Bau-Oligarchen die Überschwemmung inszeniert hätten, damit endlich der neue Zoo am Tiflissee gebaut werde. Das erscheint mir weit hergeholt, aber dass es für den Zoo-Direktor, der die falsche Info rausgab, keine Konsequenzen gab, irritiert mich. Dafür habe dieser endlich für den neuen Zoo-Standort seine Einwilligung gegeben. Seit Jahren hat sich dieser standhaft gegen eine Versetzung des Tierparks gewehrt.
Sorry, das ist für euch vielleicht nicht wirklich spannend. Aber vielleicht spürt ihr in dieser Geschichte das Klima der Verunsicherung und des Misstrauens.
Oder: Ich lese in der Zeitung, dass die Tschechei Georgien helfen will, ein Netz von Stellenvermittlungsbüros (ähnlich RAV) einzurichten. Ich frage mich: Für was Stellenvermittlungsbüros, wenn der Arbeitsmarkt schlicht und ergreifend ausgetrocknet ist? Was für eine seltsame Investition. Besser würde dem IWF nicht so viel Geld abgeliefert dafür die Zinsen wieder gesenkt, damit wieder Schmiermittel in die Wirtschaft käme. Aber das Spiel läuft hier natürlich genau gleich wie überall. Unten das Geld entziehen, damit es oben noch besser schäumt. Der Film von Heri im Kraftwerk lässt grüssen.
Ah ja, und zum schönen Abschluss verkündet der hiesige Premierminister mit einem einnehmenden Lächeln und stolzgeschwellter Brust, dass in Georgien 9 von 10 Menschen Arbeit hätten. Das wäre ja geradezu süss, wenns nicht so unangenehm wäre, sich direkt ins Gesicht lügen zu lassen.
Oh je, natürlich möchte ich euch das Interesse und die Sympathie für Georgien nicht verderben. Selbstverständlich gäbe es auch sehr viel Erbauendes zu berichten. Das mach ich das nächste Mal 😉
Ihr fehlt mir.